Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Männer mit Diabetes leiden häufig unter einer Folgeerscheinung der Stoffwechselerkrankung, über die meist nur ungern gesprochen wird: Die erektile Dysfunktion. Laut der Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (ED) ist es nicht ganz klar, wieviele Männer mit Diabetes wirklich davon betroffen sind. Im Durchschnitt könne man aber sagen, dass etwa 50 % früher oder später Erektionsstörungen haben und sie etwa zwei- bis dreimal so häufig betroffen sind wie Männer, die keinen Diabetes haben.
Ursachen sind laut der Selbsthilfe ED Gefäßschädigungen, die zu Durchblutungsstörungen, Neuropathien oder auch Störungen des Hormonhaushaltes beitragen können. So berichtete die Ärzte Zeitung kürzlich, dass bei 25–50 % der übergewichtigen männlichen Diabetiker ein Testosteronmangel vorliegt. Insgesamt ist die erektile Dysfunktion jedoch von vielen Faktoren abhängig und auch beeinflusst. Laut der Selbsthilfegruppe ED gehören zu diesen Einflussgrößen das Alter, Dauer des Diabetes, das Gewicht, die Blutzuckereinstellung, die Ausbildung von Neuropathien sowie Risikofaktoren wie koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen, Alkoholmissbrauch, mangelnde Bewegung und unerwünschte Nebenwirkung von Medikamenten. Zudem kann eine erektile Dysfunktion ein Anfangssymptom eines noch nicht diagnostizierten Diabetes sein.
Männern mit erektiler Dysfunktionen stehen jedoch einige Möglichkeiten zur Verfügung, ihre Erektionsfähigkeit zu stabilisieren bzw. wiederzuerlangen – für wen welche am besten geeignet ist, ist dabei sicherlich eine individuelle Entscheidung. Eine der wichtigsten Medikamentenklassen sind hierbei die sog. PDE-5-Hemmer: Sie werden einige Zeit vor dem Geschlechtsverkehr oral eingenommen (etwa 30 bis 60 Minuten, je nach Präparat) und stimulieren die Blutzufuhr, sodass der Mann eine Erektion bekommt. Sie sind jedoch verschreibungspflichtig und sollten wegen möglicher Kontraindikationen (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Eine weitere medikamentöse Möglichkeit ist die Injektion des Wirkstoffs Alprostadil, der bei der Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie (SKAT) zum Einsatz kommt. Wie der Name schon verrät, wird hierbei das Medikament in den Schwellkörper gespritzt. Eine Methode, die sicherlich Überwindung kostet, aber laut der Selbsthilfegruppe ED kaum Schmerzen bereitet, da nur eine sehr dünne Nadel verwendet wird. Die Erektion tritt nach ungefähr zehn Minuten ein. Ebenfalls mit Alprostadil funktioniert das Medicated Urethral System for Erection, bei dem Mini-Tabletten mit einem Applikator in die Harnröhre eingeführt werden.
Für wen diese medikamentösen Möglichkeiten nicht in Betracht kommen, gibt es noch einige mechanische Methoden, die Erektionsfähigkeit herzustellen. Mit einer Vakuumpumpe, die entweder per Hand oder elektronisch betrieben wird, kann man am Penis mittels eines Plastikzylinders einen Unterdruck herstellen, sodass Blut in die Schwellkörper gepumpt wird. Wenn betroffene Männer zudem sog. Penisringe über die Peniswurzel streifen, können sie so ihre Erektion aufrechterhalten. Allerdings, so betont die Selbsthilfegruppe ED, sollten Penisringe nicht länger als 30 Minuten getragen werden – also nicht mit diesem Hilfsmittel einschlafen, solange es noch angelegt ist.
Generell, so betont die Selbsthilfegruppe ED, sollten betroffene Männer aber zunächst einmal auch die Symptome ihres Diabetes behandeln – das bedeutet, dass sie auf eine optimale Stoffwechseleinstellung achten sollten, Begleiterkrankungen behandelt werden und ggf. auch die Lebensweise angepasst wird: Übergewicht sollte reduziert werden, aufs Rauchen verzichtet werden, die Ernährung sollte gesund ausfallen und genügend Bewegung ist ebenfalls wichtig. Um Probleme in der Partnerschaft zu lösen, kann zudem eine psychologische bzw. Partnerschaftsberatung sinnvoll sein.
Quelle: Befund Diabetes 4/2014