Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.
Menschen mit Diabetes leiden häufig nicht nur unter der Erkrankung an sich, sondern kämpfen oft auch mit Folgeerkrankungen. Betroffene können aber vorbeugen und das Risiko für Spätfolgen minimieren.
Alle 15 Minuten erleidet ein Mensch mit Diabetes einen Herzinfarkt, alle 20 Minuten wird einem Diabetespatienten ein Zehenglied oder ein Teil des Fußes amputiert, alle 40 Minuten erleidet ein Diabetespatient einen Schlaganfall und alle 90 Minuten erblindet ein Mensch mit Diabetes. Diese Statistik aus dem Gesundheitsratgeber „Diabetes verstehen“ veranschaulicht, welche dramatischen Konsequenzen die Folgeerkrankungen von Diabetes für die Betroffenen haben können.
Laut gesundheit.gv.at leiden Menschen mit Typ-2-Diabetes oft an hohen Blutfettwerten und zu hohem Blutdruck sowie Adipositas, die sich auf den Bauchbereich konzentriert. All das sind Risikofaktoren für die Entstehung einer Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose). Diese Verkalkung tritt sowohl bei Typ-2-Diabetes als auch bei Typ-1-Diabetes auf und kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen, v. a. bei langer und unbehandelter Krankheit. So kann es z. B. zu einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder zur peripheren arteriellen Verschlusskrankheit führen. Deswegen müssen neben dem Diabetes auch die zu hohen Blutfettwerte und der zu hohe Blutdruck behandelt werden. Natürlich muss auch der Blutzucker gut eingestellt werden, um weitere krankhafte Gefäßveränderungen zu verhindern.
Neben Herz- und Gefäßkrankheiten ist die diabetische Retinopathie eine der häufigsten Folgeerkrankungen bei Diabetespatienten. Durch den dauerhaft hohen Blutzucker können die kleinsten Gefäße (Mikroangiopathie) der Netzhaut des Auges beschädigt werden, was von den Betroffenen anfangs meistens gar nicht bemerkt wird. Aber sobald die Schädigung fortschreitet, verlieren Diabetespatienten langsam ihre Sehkraft.
Um das Fortschreiten dieses Vorganges zu verhindern, ist es wichtig, das Vorliegen eines Sehproblems früh zu erkennen und behandeln zu lassen, denn die diabetische Retinopathie kann zur vollständigen Erblindung führen. Zudem ist die Erkrankung ein Indikator für Schäden an den Gefäßen im gesamten Organismus. Abhilfe schaffen kann eine gute Einstellung des Blutzuckers, des Blutdrucks und der Blutfettwerte. Auch der Verzicht aufs Rauchen ist ein wichtiger Teil der Therapie und Vorbeugung. Je nach Stadium der Erkrankung können zur Therapie auch noch Medikamente ins Auge injiziert oder eine Laserbehandlung sowie Operationen vorgenommen werden. Wichtig für Menschen mit Diabetes ist es daher, regelmäßig – also zumindest einmal pro Jahr – zur Vorsorgeuntersuchung zum Augenarzt zu gehen. Denn dadurch kann die nötige Früherkennung stattfinden.
Neben den Gefäßen im Herzen und in den Augen können auch Schädigungen der Gefäße in den Nieren durch Diabetes entstehen. Diese ernsthafte Spätkomplikation tritt v. a. bei länger andauerndem Diabetes auf sowie bei einer schlechten Einstellung des Blutzuckers und des Blutdrucks. Daher wird Menschen mit Diabetes empfohlen, einmal jährlich die Eiweißausscheidung im Harn kontrollieren zu lassen. Denn diese gibt dem behandelnden Arzt Informationen zum Vorliegen einer diabetischen Nephropathie.
Das Fortschreiten der Krankheit verhindern kann auch eine rechtzeitige Behandlung mit Medikamenten, z. B. ACE-Hemmern. Ist aber die Nierenfunktion bereits zu stark eingeschränkt, bleibt Betroffenen nichts anderes übrig, als regelmäßig zur Blutwäsche (Dialyse) zu gehen. Auch bei dieser Folgeerkrankung gilt, dass sie durch eine gute Einstellung des Blutzuckers und des Blutdruckes verhindert werden kann.
Bei der diabetischen Neuropathie handelt es sich um krankhafte Veränderungen der Nerven. Auch diese Folgeerkrankung kommt bei Betroffenen vor, die bereits lange unter einem Diabetes mellitus leiden. Die Neuropathie zeigt sich durch den Verlust des Gefühls und ein Kribbeln, zumeist beginnend an den Zehen und Füßen. Meistens haben die Betroffenen auch Probleme damit, Temperaturen und Schmerzen zu empfinden, selten treten jedoch auch heftige Schmerzen auf.
Neben diesen Auswirkungen treten bei der diabetischen Neuropathie auch Funktionsstörungen in anderen Organen auf. Dazu zählt u. a. das Herz-Kreislauf-System, der Urogenitaltrakt sowie Magen und Darm. Zeichen dafür sind z. B. Herzrhythmusstörungen, Störungen bei der Entleerung von Darm und Blase sowie Impotenz. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel, der über einen längeren Zeitraum besteht, schädigt das periphere Nervensystem im gesamten Körper.
Die diabetische Neuropathie, krankhafte Veränderungen der Gefäße sowie Durchblutungsstörungen führen zu einer weiteren Langzeitschädigung bei Menschen mit Diabetes – dem diabetischen Fußsyndrom. Es tritt sehr häufig auf und betrifft den Bereich der Unterschenkel und Füße. Die Schädigung der Nerven führt dabei zu einer Fehlbelastung der Füße und zu einer Entwicklung von Druckstellen, die von den Betroffenen zumeist nicht bemerkt werden. Durch die erhöhte Infektionsanfälligkeit von Menschen mit Diabetes können sich diese Druckstellen und kleinen Verletzungen entzünden, zu Geschwüren führen und teilweise sogar die Knochen befallen.
Der schlimmste Fall tritt dann ein, wenn dem Betroffenen die befallenen Stellen amputiert werden müssen. Vermeiden kann man das diabetische Fußsyndrom, indem man eine regelmäßige Kontrolle der Füße durchführt, bzw. durchführen lässt. Kleinste Verletzungen müssen sofort sorgfältig behandelt werden. Wichtig ist neben der guten Blutzuckereinstellung auch der Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Hilfreich sind dabei auch eine Diabetesschulung, die Druckentlastung durch passende Schuhe und spezielle Fußpflege durch geschultes Personal.
So beängstigend diese Folgeerkrankungen auch sind, so gut lassen sie sich vermeiden bzw. vorbeugen. Betroffene können sich selbst schützen, indem sie ihren Diabetes optimal behandeln lassen und auf ihre Werte achten. Zudem treten laut der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) nicht bei jedem Betroffenen Folgeerkrankungen auf. Einerseits beeinflusst die Genetik, andererseits die Dauer der Erkrankung die Risikofaktoren. Und diese können bei Vorliegen durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst werden, die jeder Betroffene selbst in der Hand hat. Durch eine gute Blutzucker- und Blutdruckeinstellung, Blutfettwerten im Zielbereich, gute Schulung, regelmäßige ärztliche Kontrolle, konsequente Anwendung der Medikamente sowie Anpassung des Lebensstils können Menschen mit Diabetes das Risiko für Folgeschäden minimieren.
Quelle: Befund Diabetes Österreich 1/2018