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Diabetes

Mit dem Begriff Diabetes bzw. Diabetes mellitus bezeichnet man eine Erkrankung des Stoffwechsels, die chronisch verläuft und deren Kennzeichen erhöhte Blutzuckerwerte sind. Diesen liegt eine Störung oder ein Wegfall der Insulinproduktion oder eine Insulinresistenz zugrunde.

Diabetes Mellitus
© iStock - PixelsEffect

Gewichtsabnahme bei Diabetes

Viele Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Abnehmen kann die Blutzuckerwerte verbessern, sodass in manchen Fällen keine Medikamente mehr benötigt werden. Dafür sollte man sich gesund ernähren und ausreichend bewegen – allerdings reicht dies nicht immer aus, um das Gewicht effektiv zu senken.

Übergewicht beginnt bei einem Körpermasseindex – dem Body-Mass-Index (BMI) – von 25, Fettleibigkeit ab 30. Das entspricht einem Gewicht von 98 Kilo bei einer Körpergröße von 180 Zentimetern. Der BMI errechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Gemäß einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wären in 15 Jahren fast jeder vierte Mann und gut jede fünfte Frau fettleibig – eine besorgniserregende Entwicklung, vor allem mit Blick auf Folgeerkrankungen wie Diabetes. „Wir brauchen klare und evidenzbasierte Konzepte, mit denen wir dieser fatalen Entwicklung erfolgreich entgegensteuern können“, erklärt Prof. Christian Trautwein, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Die Folgen für den Stoffwechsel sind erheblich, für die Patienten mitunter sogar tödlich. So ist Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor für Diabetes Typ 2. „Die Erkrankung ist häufig Folge einer jahrelangen qualitativen und quantitativen Überernährung in Kombination mit Bewegungsmangel und passiver Lebensweise, die zur Fettleibigkeit und bei Menschen mit einer polygenetischen Veranlagung zum Diabetes führt“, erläutert Prof. Dr. Andreas Schäffler, Universitätsklinikum Gießen und Marburg, nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft (AWMF). Eine Diät mit einer Lebensstiländerung könnte einen Typ-2-Diabetes bessern oder zumindest langfristig hinauszögern.

Abnehmen mit Ernährungsumstellung und Sport

Laut DGVS gehöre es zum Pflichtprogramm eines jeden Arztes, seine Patienten beim Abnehmen zu unterstützen und sie mit den Grundsätzen der Prävention vertraut zu machen: ausreichend Bewegung und maßvolle, geeignete Ernährung. Übergewichtigen helfen dabei i. d. R. am wirksamsten interdisziplinäre, individuell angepasste Behandlungsansätze. Nach Angaben des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) sind dabei oft schon fünf bis zehn Kilo weniger Gewicht ausreichend, um den Blutzucker nachhaltig zu senken. Wichtig sei es, dass der Abnehmwillige motiviert ist, seine Lebensgewohnheiten dauerhaft zu ändern. Um effektiv Gewicht zu verlieren, muss ein Energiedefizit herbeigeführt werden – sprich man sollte weniger Kalorien aufnehmen, als man verbraucht. Laut DDZ benötigt man für ein halbes bis ein Kilo weniger pro Woche ein tägliches Energiedefizit von 500 bis 1.000 Kilokalorien. Es ist aber auch möglich, langsamer abzunehmen etwa ein halbes bis ein Kilo pro Monat.

Das DDZ empfiehlt fettarme und ballaststoffreiche sowie vollwertige und gesunde Mischkost zur Gewichtsabnahme. Darüber hinaus sollten übergewichtige Diabetiker Sport treiben: Dazu gehört dreimal die Woche schweißtreibende körperliche Bewegung von etwa 30 bis 60 Minuten. Welche Sportarten in welcher Intensität geeignet sind, sollte man vorab mit seinem behandelnden Arzt absprechen.

Nicht immer reichen diese Maßnahmen aus, um dauerhaft Gewicht zu verlieren. Dann kommen u. U. operative Methoden infrage. „Den allermeisten Menschen gelingt es nicht, ihr Körpergewicht auf Dauer um mehr als 5–10 % zu senken und die Lebensweise nachhaltig zu verändern“, sagt Prof. Schäffler nach Angaben der AWMF. „Dies reicht i. d. R. nicht aus, um den Blutzucker zu normalisieren.“

Studie zeigt: Operation kann Diabetes für mehrere Jahre bessern

Eine in JAMA Surgery veröffentlichte Studie bestätigt diese Erfahrung. Dort gab es drei Gruppen. In einer folgten die Patienten einer strengen Diät. In der zweiten wurde in einer Operation ein Magenbypass angelegt, bei dem der Speisebrei über einen verkleinerten Magen in eine untere Dünndarmschlinge geleitet wird. In der dritten Gruppe wurde der Magen durch ein einstellbares Band verkleinert. Ein Vorteil der Studie war die relativ lange Nachbeobachtungsphase von drei Jahren, ein Nachteil die doch relativ geringe Fallzahl von insgesamt 61 Studienteilnehmern.

Keiner der Teilnehmer, die über ein Jahr einer intensiven Diät folgten, konnte am Ende der Nachbeobachtung auf seine Blutzuckermedikamente verzichten. Erfolgreicher waren die Patienten, die sich einer Operation unterzogen. Die größte Wirkung erzielte ein Magenbypass. „Die Patienten verloren fast 30 % ihres Körpergewichts und zwei Drittel konnten in der Studie auf Diabetesmedikamente verzichten“, berichtet Prof. Schäffler. Mit dem Magenband verloren die Patienten weniger als 20 % an Gewicht. Hier konnte auch noch nach drei Jahren ein Drittel auf Diabetesmedikamente verzichten.

Da jede Operation mit gewissen Risiken einhergeht, sind Magenband- und -bypass nur sinnvoll, wenn die Gewichtsreduktion auf Dauer erhalten bleibt. Dies erfordert eine dauerhafte Umstellung der Ernährung und der Lebensweise. Erstere wird teilweise durch den kleineren Magen erzwungen, der die Größe der Portionen beschränkt. „Die Patienten müssen aber zusätzlich auf eine ausgewogene Ernährung achten“, sagt Prof. Dr. Matthias Weber, Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dies gelte insbesondere beim Magenbypass, der die Strecke des Darms verkürzt, wo Nahrungsmittel und Vitamine aufgenommen werden.

Wenn diese Umstellung gelingt, kann die Operation langfristig erfolgreich sein. In der US-Studie waren die Patienten auch nach drei Jahren noch vom Diabetes befreit. „Die Untersuchung gehört zu einer Reihe von Studien, die in den letzten Jahren die metabolische Wirksamkeit der bariatrischen Operationen bestätigt haben“, sagt Prof. Weber. Das Besondere an der Studie war, dass auch zahlreiche Patienten erfolgreich mit einer Operation behandelt wurden, deren Fettleibigkeit mit einem BMI von 30 bis 35 noch nicht allzu weit fortgeschritten ist. Prof. Weber hält diese Ergebnisse zwar für vielversprechend, bleibt in seiner Empfehlung aber zurückhaltend. „Wir wissen heute nicht, wie der Körper nach zehn oder 20 Jahren auf die bariatrische Operation reagiert, sodass bis zum Vorliegen von mehr Erfahrung die Operation auch weiterhin nur Patienten mit schwerem Übergewicht und begleitenden Risikofaktoren angeboten werden sollte.“

DDG: Entscheidung für Operation sorgfältig treffen und Risiken abwägen

In jedem Fall sollte die Entscheidung für eine Operation gut bedacht sein. „Je nach Krankheitsgeschichte muss der Arzt entscheiden, ob und welche bariatrische Operation für einen Menschen mit Diabetes infrage kommt“, erklärt Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland, Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Derzeit sind der Magenbypass und die Sleeve-Gastrektomie sehr erfolgreiche Operationsmethoden: Untersuchungen zeigen, dass sich bei rund 70 % der Patienten die Blutzuckerwerte normalisiert haben und Diabetesmedikamente abgesetzt werden konnten.“

Für solche chirurgisch-interventionellen Therapien kommen derzeit nur Diabetespatienten infrage, die einen BMI von 35 kg/m² überschreiten und mit Sport und Ernährung ihr Gewicht nachweislich über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten hinweg nicht senken konnten. Sollten Menschen mit einem BMI zwischen 30 und 35 kg/m² ihren Diabetes medikamentös nicht in den Griff bekommen, könnten auch sie in Sonderfällen in Betracht kommen; dies ist bisher nur möglich, wenn diese Patienten in Studien eingeschlossen werden, es ist keine allgemeine Empfehlung.

Experimentellen und klinischen Beobachtungen zufolge profitieren insbesondere jüngere Patienten mit Typ-2-Diabetes, die noch kein Insulin spritzen müssen von einer Operation. Alle Menschen mit einem BMI unter 30 oder mit Typ-1-Diabetes sind jedoch ausgeschlossen. Als Nebenwirkungen kann es u. a. zu Verdauungsstörungen, Erbrechen, Gallensteinen oder Vitaminmangel kommen. Es mehren sich auch die Hinweise, dass möglicherweise das Risiko für Darmkrebs nach solch einem operativen Eingriff ansteigt. Daher ist eine langfristige Nachsorge notwendig. Chirurgisch-interventionelle Therapien sollten daher nur in interdisziplinären Zentren mit entsprechender Erfahrung erfolgen und weiter wissenschaftlich untersucht werden, so die DDG.

Quelle: Befund Diabetes 4/2015

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