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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Bewegung und Sport sind das Wichtigste für mich!

Für MS gab es in meinem früheren Leben nie auch nur ein kleines Anzeichen – 47 Jahre lang war ich gesund, darüber freue ich mich heute rückblickend an Tagen, an denen es mir nicht so gut geht. Ich habe immer viel Sport gemacht, vorwiegend Laufen (bis zum Marathon 2001), Fahrradfahren und Skifahren im Winter.

Im Februar 2005 hatte ich den ersten MS-Schub, aber ich wusste nicht, dass es MS ist. Ich konnte nicht einordnen, was da passierte in meinem Körper. Ich wusste aber ziemlich schnell, dass ich erstens daran nicht sterben und zweitens dieses „irgendwas“ nie mehr ganz loskriegen würde – ich fühlte es. Ich dachte immer, Ärzte wissen alles – aber ich sah in ihren Gesichtern nur Fragezeichen. Sie sagten, MS ist es nicht, und schickten mich in die Reha. Ich schlich hinaus ins Leben und war körperlich so weit unten im Keller, aus dem ich nur dank Reha und viel Selbstdisziplin langsam wieder herausklettern konnte.

Was hat mir in dieser Zeit am meisten geholfen? Bewegung und Sport. Ich hatte anfangs starke motorische Einschränkungen, aber ich konnte laufen und bewegte mich. Im Krankenhaus schon war ich täglich draußen unterwegs: trotz Kälte raus, bewegen, frische Luft. In der Reha genauso, mein einziges Ziel war wieder 10-km-Läufe und mehr zu machen. Aber ich musste begreifen, dass selbst junge, sportliche, schlanke Menschen plötzlich krank werden können, das habe ich so nie gewusst. „Ich? Ich treibe doch Sport und ernähre mich gesund, ich werde nicht krank!“ – Ja, Pustekuchen. Aber es wurde alles besser, wenn auch sehr, sehr langsam und es bildete sich auch nicht alles zurück – trotzdem saß ich schon im Sommer 2005 wieder auf meinem geliebten Trekking-Rennrad und mein Mann und ich machten Tagestouren von 60–100 km, auf dem Fahrrad ging es mir am besten und meine Kondition kam wieder.

Von München nach Verona

2006 wurde ein Traum Realität: Wir fuhren mit dem Fahrrad von München nach Verona – das absolute Highlight unserer Fahrradtouren! 630 km insgesamt mit einigen Umwegen, wunderschöne Strecken auf Nebenstraßen und natürlich viele Höhenmeter. Jeder mit ca. 11 kg Gepäck am Fahrrad fuhren wir von München los und erreichten am dritten Tag den Brennerpass. Mein erster Alpenpass – die letzten drei Kilometer steil bergauf waren anstrengend, aber die Erwartung war so groß und oben die Freude, es geschafft zu haben! Belohnt wurden wird durch lange Strecken wieder bergab. Es ging weiter den Gardasee entlang und nach acht herrlichen Tagen erreichten wir Verona. Ich war so froh, dass ich das alles machen und erleben konnte, und spürte einfach, dass es meiner Gesundheit nur gut tat.

Es dauerte noch zwei Jahre bis zum zweiten Schub im Mai 2008. Abhilfe brachte Kortison, jetzt wusste ich ja sofort an den Symptomen, was hier passierte. Dann der Hammer: Es ist doch MS – von zwei Professoren wurde mir die Diagnose bestätigt! Klar ging es mir schlecht, aber darüber will ich hier nicht schreiben – irgendwie ging das Leben tatsächlich auch dieses Mal weiter. Egal, was war – ich war froh, dass die Ärzte 2005 gesagt hatten, es wäre nicht MS – ich weiß nicht, ob ich mir die Tour 2006 über die Alpen sonst zugetraut hätte. Doch nach dem seelischen Tief saß ich wenige Wochen später wieder auf dem Fahrrad: Unsere Tour führte uns vom Bodensee bis zum Königssee. Die ersten beiden Tage waren sehr schwer, aber auch dieses Mal merkte ich bald positive Effekte – die Glücksmomente gaben mir Kraft für die vielen Kilometer.

Leider musste ich jetzt mein zweites Hobby, das Laufen, aufgeben. 15 km waren einfach nicht mehr drin, ich wurde auch auf kürzeren Strecken immer langsamer, es machte keinen Spaß mehr. Dabei vermisse ich heute noch die stillen Morgenläufe im Nymphenburger Schlosspark, wenn ich so ganz bei mir war und allein mit der Natur und über vieles einfach so beim Laufen nachdenken konnte.

Dafür entdeckte ich Nordic Walking, eine zwar schlechte Alternative zu meinen Lauferlebnissen, aber gut für den Körper und die Gesundheit. Mein „Walking-Radius“ ist noch sehr groß und solange es geht, werde ich meine Walkingstrecken möglichst regelmäßig gehen. Schlecht geht es mir, wenn ich daran denke, wie lang und schön meine Laufstrecken früher waren – aber gleich geht es mir wieder gut, wenn ich daran denke, was ich noch leisten kann, es könnte ja viel, viel schlechter sein.

Von München nach Meran

Im Winter 2008 begann eine neue Idee zu reifen: Nochmal über die Berge, aber dieses Mal von München nach Meran. Acht Tage waren wir im Juni 2009 unterwegs, sechs Fahrradtage und zwei Pausentage dazwischen. Wir fuhren von München über den Brennerpass (das ging jetzt viel leichter beim zweiten Mal) und danach den Jaufenpass (17 km stetig bergauf – drei Stunden lang), dann hinunter nach Meran (14 km bergab), unserem eigentlichen Ziel. Weil es so schön war, ging es weiter über den Reschenpass (70 km, teilweise steil bergauf) und wieder zurück nach Innsbruck. Unsere Drei-Pässe-Tour – drei Alpenpässe und 550 km: Es waren wieder so viele Emotionen, Anstrengungen, Bergauf- und Bergabfahrten, nur Natur und schöne Gegend, traumhafte Ausblicke und schönes Wetter! Für mich vom Kopf her anders, da ja jetzt mit MS andere Voraussetzungen herrschten, aber sie beherrschten mich nicht – mir ging es gut, ich traute es mir zu und die positiven Erlebnisse gaben mir Kraft.

Ich bin überzeugt, dass Sport und Bewegung an der frischen Luft das Beste sind, was ich für meine Gesundheit tun kann. Zusammen mit Ausdauer und Zähigkeit hilft es mir, Dinge zu überstehen und mich auch mit dem Thema Krankheit irgendwie zu arrangieren. Ich wünsche mir, dass ich noch lange so aktiv sein kann, ich weiß ja nie, wann ich von den Erlebnissen mal zehren muss und mir nur die Erinnerung bleibt. Ich danke meinem Mann, der die vielen schönen Touren mit mir zusammen erlebt und der mir öfters sagt, dass wir das zusammen schaffen und mich so auch motiviert.

Es ist sicher kein Erfolgsrezept, das immer funktioniert. Wichtig ist, dass man es so oder anders machen will – nur dann ist es gut für den Körper. Der Wille und die Motivation sind unwahrscheinlich wichtig – wenn ich nicht unbedingt über die Alpen gewollt hätte, dann hätte ich es auch nicht geschafft.

Quelle: BMS 2/11

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