Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Eine häufige Begleiterscheinung der MS sind sexuelle Funktionsstörungen wie nachlassender Geschlechtstrieb, eingeschränkte Orgasmusfähigkeit oder Erektionsprobleme (primäre Dysfunktionen).
Zu den sekundären Dysfunktionen zählen die durch die Symptome der MS oder durch MS-Medikamente hervorgerufenen Beeinträchtigungen des Sexuallebens. Letztere können oft mit einer Umstellung der Medikation behoben werden. Tertiäre Dysfunktionen hängen nur bedingt mit der Krankheit zusammen. Meist sind es psychosoziale Probleme, die das Sexualleben beeinträchtigen. Hier kann dem Betroffenen der Besuch bei einem Psychologen oder Sexualtherapeuten helfen.
Erektile Dysfunktionen können in den meisten Fällen gut medikamentös behandelt werden. Häufig werden sog. PDE-5-Hemmer (u. a. Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil) verordnet. Sie erhöhen die Durchblutung der Schwellkörper und unterstützen so die Erektion des Penis. Nachteil dieser Präparate ist, dass die Einnahme zu einer bestimmten Zeit vor dem Geschlechtsverkehr erfolgen muss. Als Alternative, z. B. für Herzkranke, kommt Apomorphin, das ca. 20 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden muss, in Frage. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht so hoch wie bei Sildenafil und es können u. U. Nebenwirkungen (z. B. Übelkeit) auftreten. Daneben gibt es die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT). Bei dieser Methode wird ein Wirkstoff (Prostaglandin E1) direkt in den Schwellkörper injiziert. Nebenwirkungen können hierbei u. a. Penisschmerzen, Schwindel und verlängerte, schmerzhafte Gliedsteife (Priapismus) sein. Im Vorfeld sollte man einen Urologen konsultieren und sich in die Durchführung der SKAT einweisen lassen. Kommen auch diese Behandlungsmethoden nicht in Frage, stehen weitere Möglichkeiten zur Wahl, z. B. Tabletten, Mini-Zäpfchen, Vakuumpumpen oder ein Penisimplantate.
Ebenso wichtig ist aber auch das ehrliche Gespräch mit der Partnerin/dem Partner, das oft hilft, Ängste oder Scham abzubauen. Auch wenn manche Betroffene dies glauben, so ist die MS-Folgeerkrankung Impotenz heutzutage kein Tabuthema mehr.
ah
Aus Befund MS 2/08