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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Hilfe bei Verstopfung, Durchfall und Stuhlinkontinenz

Darmfunktionsstörungen sind bei MS keine Seltenheit – laut der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) leiden rund 70 Prozent aller Menschen mit MS im Verlauf ihrer Krankheit darunter. Ein häufiges Problem ist die Verstopfung, aber auch immer wiederkehrender Durchfall oder Stuhlinkontinenz, also der unwillkürliche Abgang von Kot, können bei MS auftreten. Ursache ist in vielen, aber durchaus nicht allen Fällen eine gestörte Reizübertragung der Nerven, hervorgerufen durch die Demyelinisierung (Entmarkung) von Nerven in Gehirn und Rückenmark durch die MS.

Da chronische Darmbeschwerden die Lebensqualität stark beeinträchtigen können, sollten Betroffene schnellstmöglich ihren Arzt über bestehende Probleme informieren. Denn selbst wenn die Beschwerden durch die MS bedingt sind und ihre Ursache damit bislang nicht abgestellt werden kann, gibt es doch eine Reihe von Möglichkeiten, um die Darmfunktionsstörungen in den Griff zu bekommen bzw. ihre Auswirkungen abzumildern.

Verstopfung und Durchfall

Mediziner sprechen von Verstopfung (Obstipation), wenn der Stuhlgang drei Tage oder länger ausbleibt, von chronischer Verstopfung, wenn dies über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten regelmäßig der Fall ist. Neben der u. U. durch Reizleitungs- und Übertragungsstörungen der Nerven verlangsamten Darmbewegung zählen bei von MS Betroffenen u. a. Bewegungsmangel bei Bewegungseinschränkungen, eine zu geringe Trinkmenge und eine ballaststoffarme Kost zu den weiteren Ursachen einer Obstipation. Deshalb empfehlen Mediziner zur Behandlung i. d. R. zunächst eine Erhöhung der Trinkmenge, die vermehrte Aufnahme faserreicher Nahrungsmittel (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte) und mehr Bewegung. Bei Personen mit Bewegungseinschränkungen besteht Letztere z. B. in regelmäßiger Physiotherapie; Hilfsmittel wie Geh- oder Stehhilfen werden zur Bewegungsförderung ebenfalls eingesetzt. Auch Bauchmassagen können dazu beitragen, der Verstopfung vorzubeugen. Natürlich muss der Arzt zudem überprüfen, ob der Betroffene regelmäßig Medikamente nimmt, die als Nebenwirkung Verstopfung nach sich ziehen können. Ggf. muss er die Medikation ändern oder die Dosierung anpassen. Führen diese Maßnahmen nicht zum Erfolg, empfiehlt die DMSG zunächst die Verwendung eines Klistiers oder eines Glyzerinzäpfchens zum Abführen, bevor andere Medikamente zum Einsatz kommen. Scheitert die Stuhlentleerung an einer zu starken Anspannung des Schließmuskels, kann dessen Entspannung durch gezieltes Biofeedbacktraining gefördert werden, u. U. ist auch die Anwendung von Botulinumtoxin A möglich, das der Muskelspannung entgegenwirkt.

Bei Durchfall wird der Arzt zunächst überprüfen, ob eine Infektion mit Krankheitserregern die Ursache ist. Die vorübergehende Einnahme eines Medikaments, das die Darmbewegung hemmt, lindert akute Beschwerden. Ein gezieltes Toilettentraining, d. h. die regelmäßige Entleerung des Darms zu bestimmten Zeiten, ist sinnvoll, wenn ein sog. Reizdarmsyndrom vorliegt, für das keine organische Ursache gefunden werden kann.

Hilfe bei Stuhlinkontinenz

Bei Menschen mit MS führen häufig Empfindungsstörungen des Enddarms und/oder ein schlaffer Schließmuskel zu einer Stuhlinkontinenz. Zur Eindämmung des Problems sollten Betroffene durch ballaststoffreiche, den Darm jedoch nicht zu stark anregende Kost für einen geformten Stuhl sorgen. Eine derartige Ernährung trägt außerdem dazu bei, dass sich der Darm weniger häufig entleert. Bei mangelnder Schließmuskelkontrolle kann zudem gezieltes Schließmuskeltraining mithilfe von Biofeedback sinnvoll sein. Auch ein Toilettentraining, bei dem der Darm täglich zur gleichen Zeit entleert wird – anfangs womöglich mithilfe eines Klistiers oder eines Glyzerinzäpfchens, nach zwei bis drei Wochen möglichst ohne – ist häufig hilfreich. Dadurch gewöhnt sich der Darm daran, täglich zur selben Zeit aktiv zu werden.

Wem dies nicht hilft, der kann auch gezielt abführen, um eine unwillkürliche Stuhlausscheidung zu verhindern. Die DMSG empfiehlt dafür u. a. die sog. transanale Irrigation, bei der die Betroffenen über einen Rektalkatheter eine gewisse Menge Wasser in den Darm einleiten, um nach einer gewissen Verweildauer des Wassers im Darm diesen vollständig zu entleeren. Auch Arzneimittel, die die Darmtätigkeit hemmen, kommen bei der Stuhlinkontinenz zum Einsatz. Eine vergleichsweise neue Behandlungsmethode ist die sakrale Neuromodulation. Dabei wird den Betroffenen ein kleiner Schrittmacher unter der Haut eingesetzt, der die Sakralnerven stimuliert, die an der Kontrolle des Afterschließmuskels beteiligt sind. Mithilfe dieses Schrittmachers kann bei manchen Betroffenen die Kontinenz verbessert werden. Vor dem Einsetzen kann getestet werden, ob er für den jeweiligen Patienten vonnutzen ist. Sicherheit geben von Stuhlinkontinenz Betroffenen zudem Hilfmittel, die den Stuhl sicher aufnehmen und den Austritt von Gerüchen verhindern.

Quelle: Befund MS 01/2013

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