Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Körperliche Belastungen, zu denen Infektionen gehören, können u. U. einen MS-Schub begünstigen. Deshalb ist es sinnvoll, sich vor allem vor schweren Infektionen durch Impfungen zu schützen. Doch befürchten manche von MS Betroffene, dass auch Impfungen einen Schub auslösen können, da der Körper dabei mit dem abgeschwächten oder abgetöteten Erreger einer Infektionskrankheit in Berührung kommt. Denn es ist das Prinzip der Impfung, dem Immunsystem unschädlich gemachte Krankheitserreger zu präsentieren, damit es sich deren Merkmale einprägen und Antikörper dagegen entwickeln kann. Beim tatsächlichen Erregerkontakt erkennt das Immunsystem sofort den Eindringling und hat bereits Antikörper parat, um die Krankheitserreger unschädlich zu machen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) schließt nicht völlig aus, dass eine Impfung einen MS-Schub auslösen könnte, doch die bislang zu Impfungen und MS durchgeführten Studien, so das RKI, hätten keinen Zusammenhang festgestellt. Das RKI ist im Gegenteil der Auffassung, dass die Gefahr größer ist, als Folge einer Infektion, die durch eine Impfung hätte verhindert werden können, einen MS-Schub zu bekommen.
Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Tot- und Lebendimpfstoffen. Lebendimpfstoffe sind abgeschwächte Krankheitserreger, die bei Menschen mit funktionierendem Immunsystem keine Infektion mehr hervorrufen können, bei immungeschwächten Patienten jedoch u. U. schon. Und bei Patienten mit MS kann bei einer Impfung mit einem Lebendimpfstoff nicht ausgeschlossen werden, dass dieser einen Schub begünstigt. Deshalb gibt das RKI die Empfehlung, bei Menschen mit MS eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff nur nach gründlicher Abwägung von Nutzen und Risiken durchzuführen. Impfungen mit Lebendimpfstoffen werden gegen Masern, Mumps und Röteln, gegen Gelbfieber und Windpocken durchgeführt. Grundsätzlich empfohlen werden MS-Patienten jedoch die sog. Standardimpfungen mit Totimpfstoffen gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, die jährliche Grippeimpfung mit Totimpfstoff, die Impfung mit Totimpfstoff gegen Kinderlähmung und bei bedarf Impfungen gegen Hepatitis A oder B, Cholera, Meningokokken oder Pneumokokken. Nicht geimpft werden sollte jedoch während eines akuten Schubs und während einer Behandlung mit Kortison.
Quelle: Befund MS 2/2017