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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Kinderwunsch bei Multipler Sklerose

Viele der an Multipler Sklerose (MS) erkrankten Patienten sind jüngere Erwachsene und machen sich nachvollziehbar Gedanken, ob die Krankheit dem Wunsch nach einem eigenen Kind entgegensteht. Nachfolgend werden einige wichtige Fragen in diesem Zusammenhang beantwortet.

Ist MS vererbbar?

In manchen Familien tritt die MS häufiger auf als in der Gesamtbevölkerung. Auch ist statistisch das Risiko ganz leicht erhöht, eine MS zu bekommen, wenn man engere Blutsverwandte hat, die an einer MS erkrankt sind. Dieses leicht erhöhte Risiko ist aber sehr gering und die weitaus größte Zahl der MS-Patienten hat keine weiteren Familienmitglieder, die an einer MS erkrankt sind. Nach heutiger Erkenntnis ist die MS auch keine Erberkrankung im engeren Sinne, d. h., es besteht kein einzelner Gendefekt, der eine MS auslöst. Man geht vielmehr davon aus, dass das Immunsystem von einer Vielzahl von Genen im menschlichen Erbgut beeinflusst wird und dass die Wahrscheinlichkeit, eine MS zu bekommen, durch bestimmte Kombinationen dieser Gene etwas höher oder niedriger sein kann. Zudem ist sicher, dass neben genetischen Faktoren auch Umwelteinflüsse bei der MS-Entstehung eine Rolle spielen. Trotz intensiver Forschung sind die bei der Krankheit MS relevanten genetischen Faktoren sowie die Umwelteinflüsse aber noch nicht genau bekannt. Es ist daher bisher nicht möglich, z. B. durch eine vorgeburtliche Diagnostik das individuelle MS-Erkrankungsrisiko bei einem Kind vorherzusagen. Wir beraten unsere MS-Patienten dahingehend, dass das Risiko eines eigenen Kindes, auch MS zu bekommen, sehr gering ist.

Wird durch eine MS-Erkrankung die Chance verringert, schwanger zu werden?

Die Fruchtbarkeit (Fertilität) einer Frau wird durch die Krankheit MS selbst nicht beeinflusst. Demnach kann eine Frau mit MS genauso wahrscheinlich schwanger werden wie eine gesunde Frau im gleichen Alter. Einige wenige der zur MS-Behandlung eingesetzten Immunsuppressiva wie Mitoxantron können die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern dauerhaft beeinträchtigen, weswegen diese Wirkstoffe nur bei abgeschlossenem Kinderwunsch eingesetzt werden sollten. Die anderen MS-Medikamente beeinflussen die Fruchtbarkeit hingegen nicht.

Wie wird eine MS-Erkrankung der Mutter durch eine Schwangerschaft oder Geburt beeinflusst?

Erst in neuerer Zeit wurde der Krankheitsverlauf von MS-kranken Müttern während der Schwangerschaft und in der Stillzeit systematischer untersucht. Danach nimmt die Häufigkeit von MS-Schüben in der Schwangerschaft eher ab, verglichen mit dem Zeitraum vor der Schwangerschaft. Insbesondere in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft sind Schübe relativ selten. In den ersten drei Monaten nach der Schwangerschaft steigt die Häufigkeit von MS-Schüben hingegen leicht an. Betroffen sind hiervon vor allem Patientinnen, die auch vor der Schwangerschaft schon häufig Schübe hatten. Langfristig wird die individuelle Schubrate einer MS-erkrankten Mutter durch Schwangerschaften, Geburten oder das Stillen nicht erhöht. Auch besteht statistisch kein höheres Risiko, dass die Mutter eine körperliche Behinderung entwickelt. Generell wird der Krankheitsverlauf durch Schwangerschaften oder Geburten also nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil scheinen Schwangerschaften bei manchen Patienten einen eher günstigen Einfluss zu haben, auch scheint das Stillen Schüben tendenziell entgegenzuwirken.

Bei MS-Patientinnen mit einer fortgeschrittenen MS-Erkrankung und körperlichen Behinderungen sollten die Risiken einer zusätzlichen körperlichen Belastung durch Schwangerschaft und Geburt aber mit den behandelnden Neurologen und Frauenärzten im Vorfeld genau besprochen werden.

Stellt eine MS-Erkrankung der Mutter ein erhöhtes Risiko für ein neugeborenes Kind dar?

Die Schwangerschaft einer MS-kranken Mutter führt nicht prinzipiell zu einem erhöhten Risiko für das Kind. So ist weder die Häufigkeit angeborener Anomalien noch die Säuglingssterblichkeit durch die Krankheit MS selbst erhöht. In den allermeisten Fällen ist bei MS-kranken genau wie gesunden Müttern eine Geburt unter schmerzlindernden Maßnahmen (z.B. epiduraler Anästhesie) auf natürlichem Wege möglich. Nur in einzelnen Fällen sollte z. B. bei MS-bedingter Muskelschwäche ein Kaiserschnitt geplant werden.

Sollte während einer Schwangerschaft ein Schub auftreten, kann nach Rücksprache mit dem betreuenden Frauenarzt i. d. R. eine Behandlung mit einem Kortisonpräparat in üblicher Dosierung erfolgen. Auch muss bei einer Kortisonbehandlung nach der Geburt nicht zwingend abgestillt werden, wenn ein zeitlicher Abstand von mehr als vier Stunden zwischen einer Kortisongabe und der nächsten Fütterung eingehalten wird.

Eine große Zahl von MS-Patienten nimmt heute immunsuppressive oder immunmodulatorische Medikamente ein, um ein Fortschreiten der Krankheit zu hemmen. Grundsätzlich sollte für die Dauer der Einnahme dieser Präparate und einem zusätzlichen zeitlichen Sicherheitsabstand nach Beendung der Einnahme eine Schwangerschaftsverhütung erfolgen. Dabei sind neben anderen Methoden auch orale Kontrazeptiva (sog. „Antibabypille“) bei MS geeignet. Die empfohlenen zeitlichen Sicherheitsabstände sind für verschiedene Präparate unterschiedlich. Sollten Patientinnen unter einer immunsuppressiven Therapie – vielleicht auch ungeplant – schwanger werden, besteht keine prinzipielle Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch.

Das Risiko einer Schädigung des Feten bzw. Kindes wird für einzelne Immuntherapeutika unterschiedlich gesehen. Wird eine Frau oder ein Mann mit dem Wirkstoff Mitoxantron behandelt, ist auf jeden Fall eine konsequente Verhütung zu empfehlen, am besten mit zwei verschiedenen Methoden (z. B. „Pille“ und Präservative), und Mitoxantron sollte mindestens sechs Monate vor einer geplanten Empfängnis abgesetzt werden.

Bei den häufiger eingesetzten Wirkstoffen Beta-Interferonen und Glatarimeracetat gibt es bisher keinen gesicherten Anhalt für ein erhöhtes Risiko für die Leibesfrucht oder für eine Fehlgeburt. Dennoch sollte eine Patientin mit Kinderwunsch mit ihrem Neurologen im Einzelfall entscheiden, ob die Therapie nicht für die Dauer der Schwangerschaft ausgesetzt werden kann. In den meisten Fällen ist dieses Vorgehen zu empfehlen. Männer, die ein Kind zeugen möchten, brauchen die Therapie mit Beta-Interferonen oder Glatarimeracetat vor der Zeugung nicht zu unterbrechen. Für den neuen Wirkstoff Natalizumab gibt es zzt. relativ wenig Erfahrungen mit Schwangerschaften, wobei bisher kein negativer Einfluss nachgewiesen wurde. Sicherheitshalber wird empfohlen, Natalizumab mindestens drei Monaten vor einer Schwangerschaft abzusetzen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Krankheit MS generell nicht mit einem erhöhten Risiko bezüglich Schwangerschaft und Geburt einhergeht. Es ist aber sinnvoll, dass bei Kinderwunsch die betroffenen Eltern den behandelnden Neurologen und Frauenarzt möglichst noch vor der Zeugung konsultieren, um die individuell bestmögliche Medikamenten-Einstellung und medizinische Überwachung zu gewährleisten.

Quelle: BMS 1/2011

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