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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Partnerschaft und Sexualität

Zwischen 40% und 80% der Frauen und 50% bis 90% der Männer mit MS erfahren im Laufe ihrer Krankheit Probleme mit der Sexualität. Diese Zahlen variieren so stark, weil der Multiple Sclerosis International Federation (MSIF) zufolge verschiedene Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Dennoch lässt sich daran ablesen, dass die MS häufig große Auswirkungen auf die Sexualität und damit auch auf die Partnerschaft hat.

Eine große Unsicherheit, welche Folgen die Krankheit haben wird und wann diese auftreten, kann eine Partnerschaft sehr belasten. Viele von MS Betroffene befürchten, den Partner mit den Herausforderungen zu überlasten, die die MS stellt. Der andere hingegen weiß womöglich nicht, wie er nach der Diagnose mit seinem von MS betroffenen Partner umgehen soll, was er ihm zumuten soll und darf – auch in Bezug auf die Sexualität. Deshalb ist es wichtig, immer im Gespräch zu bleiben, auch unangenehme Dinge direkt anzusprechen und sich – falls nötig – Unterstützung zu holen, z. B. in einer Selbsthilfegruppe für MS-Patienten und ihre Angehörigen oder bei einem Arzt, Therapeuten oder Psychologen.

Ehrlichkeit – das A und O in der Beziehung

Die MS kann zwar das Leben beeinflussen, sie macht aber keinen anderen Menschen aus dem Partner. Er/sie ist und bleibt der-/dieselbe, auch mit MS. Wenn beide Partner von vornherein ehrlich zueinander sind, dem jeweils anderen mitteilen, was sie in einer bestimmten Situation leisten können (und wollen) und was nicht, dann muss die MS in einer Partnerschaft kein besonderes Problem darstellen, obwohl die Krankheit die Partnerschaft in bestimmten Bereichen verändern wird.

Es gibt Paare, die sich durch die MS näher gekommen sind. Das sind i. d. R. diejenigen, die ganz offen miteinander umgehen. Der von MS Betroffene sollte z. B. sagen dürfen, dass er keine Lust und/oder Kraft zu einer Unternehmung hat, aber nicht böse sein, wenn der Partner trotzdem daran teilnimmt. Genauso darf der Gesunde von seinem Partner in vielen Bereichen Selbstständigkeit fordern – er muss und sollte dem von MS Betroffenen nicht alles abnehmen. Denn das würde einerseits den gesunden Partner irgendwann überfordern, andererseits jedoch den von MS Betroffenen in eine oft unnötige Abhängigkeit von seinem Partner bringen.

Denn auch mit Bewegungseinschränkungen oder anderen Behinderungen können MS-Patienten viele Alltagstätigkeiten selbst durchführen. Sollte der Mensch mit MS bei bestimmten alltäglichen Verrichtungen Hilfe benötigen, muss diese nicht zwingend der Partner übernehmen. Ein Paar kann z. B. auch einen Pflegedienst beauftragen. Wichtig ist, dass beide Partner ehrlich zueinander sind, über Ängste und Belastungen genauso reden wie über die eigenen Wünsche und Gefühle, und den jeweils anderen wertschätzen.

MS und Sexualität

Was für den Alltag gilt, gilt auch für die Sexualität: Ehrlichkeit ist in diesem Bereich der Partnerschaft ebenfalls unabdingbar. Vor allem, weil sich für viele Menschen mit MS im Verlauf der Krankheit Änderungen im Sexualleben und -empfinden ergeben. So können die Schäden im Zentralnervensystem einen Rückgang, manchmal sogar den Verlust der Libido (des Sexualtriebs) bedingen. Bei Frauen kann es zu vermehrter Scheidentrockenheit und damit zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, bei Männern zur erektilen Dysfunktion, also zu Problemen mit der Potenz kommen.

Auch die Fähigkeit, einen Orgasmus zu erleben, kann bei beiden Geschlechtern beeinträchtigt sein. Daneben gibt es noch weitere MS-bedingte Probleme, die die Sexualität beeinflussen können. Dazu gehören z. B. Blasenfunktionsstörungen und damit beispielsweise die Angst, beim Geschlechtsakt unwillkürlich Urin zu verlieren, oder starke Erschöpfungszustände (Fatigue), in deren Folge Sex als zu anstrengend empfunden wird. Bewegungsstörungen wie Lähmungen oder Spastiken führen u. U. ebenfalls zu Schwierigkeiten mit der Sexualität. Und auch Depressionen und Ängste oder das Gefühl, mit der MS keine „ganze“ Frau oder kein „ganzer“ Mann mehr zu sein, können die Sexualität und das sexuelle Empfinden negativ beeinflussen.

Sexuelle Probleme behandeln

Da die MS oft in jungen und mittleren Jahren diagnostiziert wird, wo die Sexualität i. d. R. eine große Rolle spielt, ist es besonders wichtig, eine für alle Beteiligten befriedigende Lösung für bestehende Probleme zu finden. Das Gespräch mit dem Partner sollte auch hier möglichst an erster Stelle stehen. Doch auch der Arzt sollte über die sexuellen Schwierigkeiten informiert werden, denn oft gibt es für sie eine medizinische Lösung. In vielen Fällen ist es sinnvoll, als Paar gemeinsam zum Arzt zu gehen. Falls das jedoch einem der Partner unangenehm ist, sollte der andere Verständnis dafür aufbringen.

Die Behandlung ist problemabhängig. Bei Scheidentrockenheit können z. B. Gleitcremes oder u. U. auch östrogenhaltige Cremes helfen. Sinnvoll ist bei Empfindungsstörungen manchmal ein gezieltes Beckenbodentraining, und mit Hilfsmitteln wie Vibratoren kann eine Frau herausfinden, was ihr Lust bereitet.

Eine erektile Dysfunktion beim Mann kann im Großteil der Fälle gut mit Tabletten (z. B. dem Wirkstoff Sildenafil) behandelt werden. Klappt das nicht, gibt es die Möglichkeit einer Injektion eines Mittels in den Penis oder die Verwendung mechanischer Hilfsmittel zur Herstellung einer Erektion. Bei Orgasmusschwierigkeiten bei Frauen als auch bei Männern kann es sinnvoll sein, beim Sex ein wenig experimentierfreudiger zu werden, den Körper des jeweils anderen zu erkunden und genau zu schauen, was ihr oder ihm Freude und Lust bereitet.

Ist das Problem mit der Sexualität in einer Blasenfunktionsstörung begründet, ist ein Toilettengang direkt vor dem Sex sinnvoll. Mithilfe von Beckenbodengymnastik kann der Schließapparat der Blase gestärkt werden. Männer können beim Sex zusätzlich ein Kondom verwenden, falls sie Angst vor unwillkürlichem Harnabgang haben.

Quelle: Befund MS 03/2013

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