Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Ob sich der Winter positiv oder negativ auf die Anzahl der Schübe bei MS auswirkt, ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Während eine groß angelegte Studie des Royal Melbourne Hospitals die Schubfrequenz von 10.000 MS-Patienten weltweit untersuchte und herausfand, dass die meisten Schübe zu Ende des Winters auftraten, ermittelte eine Untersuchung (allerdings an nur 139 Patienten) des Brigham and Women’s Hospital Boston einen Rückgang der Schübe im Winter um 30%.
Was sich aber in jedem Fall sagen lässt: Positiv am Winter ist, dass das Uhthoff-Phänomen weniger häufig auftritt – also die Verstärkung der MS-bedingten Symptome durch Wärme. Negativ ist hingegen, dass der Mangel an Licht zur Entstehung von Depressionen beitragen kann. Und Depressionen treten bei Menschen mit MS häufiger auf als bei Nichtbetroffenen. Doch Depressionen und anderen Begleiterscheinungen der MS lässt sich auch im Winter vorbeugen.
Im Winter ist es für sportliche Aktivitäten wie Radfahren oder Laufen im Freien oft zu kalt. Einige Menschen (mit und ohne MS) sind deshalb im Winter sportlich weniger aktiv als in der warmen Jahreszeit. Doch das ist gerade bei MS falsch. Denn Bewegung trägt dazu bei, Bewegungseinschränkungen zu minimieren. Gleichzeitig ist Bewegung ein gutes Mittel, um Depressionen vorzubeugen. Wer sich bewegt, fühlt sich besser. Außerdem baut Bewegung Stress ab und stärkt das Selbstwertgefühl.
Deshalb sollten Menschen mit MS auch im Winter regelmäßig Sport treiben, sich z. B. statt aufs Fahrrad aufs Fahrradergometer setzen oder auf dem Laufband weiter das Laufen trainieren. Wer lieber zusammen mit anderen Sport treibt, kann sich zum Schwimmen verabreden oder in einem Fitnessstudio oder Sportverein trainieren. Physiotherapie spielt zu jeder Jahreszeit eine wichtige Rolle. Und vielleicht gibt es ja auch bei entsprechendem Wetter die Möglichkeit zum Wintersport? Wenn das alles zu viel ist, reicht es auch aus, Winterwanderungen durchzuführen oder spazieren zu gehen. Wichtig ist, sich weiter zu bewegen.
Sonnenlicht (genauer die ultravioletten Strahlen der Sonne) ist notwendig, damit der menschliche Körper Vitamin D herstellt. Im Winter verringert sich die körpereigene Vitamin-D-Produktion bei vielen Menschen in unseren Breiten, da sie sich weniger im Freien aufhalten und die Tage kürzer sind. Vitamin D, so wird vermutet, könnte eine positive Wirkung auf MS haben. Doch auch das Licht an sich hat, das legt eine Studie des Universitätsklinikums Münster nahe, womöglich positive Auswirkungen auf das Immunsystem. Denn nach der Bestrahlung mit UV-B-Licht vermehrten sich bei dieser Untersuchung bestimmte Zellen im Blut, die dazu beitragen, dass das Immunsystem sich selbst angreift. Das ultraviolette Licht könnte also das Immunsystem „beruhigen“. Hinzukommt, dass das Sonnenlicht auch den sog. Winterdepressionen vorbeugt.
Deshalb sollten Menschen mit MS auch im Winter darauf achten, sich täglich im Freien aufzuhalten und ausreichend Licht „zu tanken“. Nicht die gesamte Haut muss dafür der Sonne ausgesetzt sein, es reicht z. B. bereits, dass Gesicht und Hände frei sind, damit der Körper Vitamin D produziert. Wer eine halbe Stunde am Tag im Freien verbringt (z. B. auf dem Weg zur Arbeit oder beim Mittagsspaziergang), tut einiges dafür, um seinen Vitamin-D-Haushalt auszugleichen.
Quelle: Befund MS 3/2017