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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Psychische Auswirkungen der MS

Die MS beeinträchtigt nicht nur körperliche Funktionen, auch das Risiko für psychische Störungen und Einschränkungen ist erhöht. So erkranken laut Deutscher Multipler Sklerose Gesellschaft (DMSG) rund 50% aller von MS Betroffenen im Verlauf der Krankheit an einer „schweren“ Depression, schließt man die „leichten“ Depressionen mit ein, sind es sogar 70% (zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung erkranken rund 20% aller Menschen an einer Depression). 40% der MS-Patienten sind von Störungen der kognitiven Funktionen betroffen, zu denen u. a. Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Merk- oder Planungsfähigkeit zählen. Auch Angststörungen treten bei vielen Menschen mit MS auf – unterschiedliche Studien gehen davon aus, dass der Anteil der Betroffenen zwischen 30% und 50% liegt.

Schlafstörungen sind bei MS ebenfalls häufig. Eine Untersuchung des Weill Cornell Medical College in New York machte u. a. Schlaflosigkeit, nächtliche Bewegungsstörungen (Spastiken, Restless-Legs-Syndrom) und Atemprobleme während des Schlafs (z. B. Schlafapnoe) als häufigste Schlafstörungen aus. Diese wiederum verstärken die Fatigue-Problematik (starke Müdigkeit auch während des Tages), von der zahlreiche MS-Patienten betroffen sind.

Warum hat die MS psychische Auswirkungen?

Einerseits können die entzündlichen Prozesse im Zentralnervensystem Ursache für die psychischen Probleme bei MS sein, andererseits können die psychischen Störungen auch als Folge der mit den MS einhergehenden körperlichen Problemen auftreten. So kann u. U. die Unsicherheit, ob die MS im Verlauf der Krankheit zu Behinderungen führt, eine Depression oder eine Angststörung begünstigen, ebenso wie das Leben mit körperlichen Einschränkungen. Schlafstörungen können z. B. durch Folgen der MS wie Blasenstörungen, Spastiken oder Missempfindungen hervorgerufen werden, sie können jedoch auch direkte Folge der Läsionen sein. Im Einzelfall lösen auch Medikamente, die zur Behandlung der MS bzw. ihrer Folgen eingenommen werden, psychische Probleme aus oder verstärken sie.

In jedem Fall sollten Betroffene beim ersten Anzeichen von psychischen Problemen ihren Arzt aufsuchen. Denn je eher eine solche Störung behandelt wird, umso besser. Das ist vor allem bei Depressionen wichtig. Auch bei kognitiven Störungen und Angststörungen ist rasches Handeln angesagt. Denn Ängste können sich so sehr verschlimmern, dass sie zu starken Einschränkungen des Lebens führen. Kognitiven Störungen kann man durch gezieltes Training der Gehirnfunktionen entgegentreten. Die Therapie von Schlafstörungen ist deshalb so wichtig, weil es für Körper und Psyche sehr belastend ist, zu wenig Schlaf zu bekommen. In schweren Fällen können die Betroffenen tagsüber auch bei Tätigkeiten (z. B. beim Autofahren) einnicken, die die volle Aufmerksamkeit erfordern, und gefährden damit sich und andere.

Wie erkennt man Depressionen, kognitive Störungen und Angststörungen?

Hin und wieder traurig oder deprimiert zu sein, ist ganz normal. Denn die Frage, wie es weitergeht, die körperlichen Beeinträchtigungen und die Probleme in Beruf und Privatleben, die mit der MS verbunden sind, können sehr verunsichern. Im Unterschied zur ganz normalen Traurigkeit erkennt man eine Depression u. a. daran, dass jemand an nichts mehr Interesse hat, sich zurückzieht, kaum noch Energie verspürt, sich schlecht konzentrieren kann, sich vielleicht sogar hoffnungslos fühlt und am liebsten nicht mehr leben würde. Auch Schlafstörungen und Änderungen des Essverhaltens können Zeichen für eine Depression sein. Nicht all diese Symptome müssen zusammenkommen, damit der Arzt eine Depression diagnostiziert, aber wenn man zwei oder mehr davon bei sich erkennen kann, sollte man zum Arzt gehen.

Kognitive Einschränkungen sind i. d. R. durch die MS bedingt. Dazu gehören Gedächtnisstörungen, Probleme mit der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit, der Konzentration oder dem Reaktionsvermögen. Wem es z. B. schwerer fällt, sich auf eine Tätigkeit zu konzentrieren oder über einen längeren Zeitraum (z. B. in einem Gespräch) aufmerksam zu bleiben, wer sich Dinge schlechter merken kann als früher, sollte ebenfalls den Arzt aufsuchen.

Angststörungen können sich u. a. in Angstattacken äußern, die spontan auftreten und nicht zwingend auf ein bestimmtes Ereignis hin auftreten. Sie äußern sich mit körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen und Schwindelgefühlen und können dazu führen, dass die Betroffenen Situationen meiden, in denen eine solche Angstattacke bereits aufgetreten ist. Das kann so weit führen, dass sich Menschen mit einer Angststörung von der Umwelt isolieren. Auch eine sog. generalisierte Angststörung kann mit der MS einhergehen. Davon spricht man, wenn eine Person über einen Zeitraum von wenigstens sechs Monaten ständig mit einer diffusen Angst lebt.

Ein- und Durchschlafstörungen sind bei der MS ebenfalls häufig. Sind diese sehr belastend und beeinträchtigen sie das Leben, sollten die Betroffenen ebenfalls möglichst bald den Arzt aufsuchen, damit dieser die Ursache herausfinden und eine Therapieempfehlung geben kann.

Behandlung von psychischen Problemen

Psychische Probleme müssen möglichst rasch behandelt werden, damit sie sich nicht noch weiter verschlimmern. Eine Depression etwa wird in Abhängigkeit ihrer Schwere entweder mit einer psychologischen Psychotherapie oder aber einer Kombination von Medikamenten und Psychotherapie behandelt. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Psychotherapie um eine sog. Verhaltenstherapie, in der u. a. versucht wird, eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster zu verändern und angenehme Aktivitäten zu etablieren. Zu den Medikamenten, die eingesetzt werden, gehören u. a. trizyklische Antidepressiva und selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer. Die Behandlung wird durch Bewegung, gezielte Entspannung sowie – falls möglich – soziale Interaktion (z. B. mit gleichfalls Betroffenen in Selbsthilfegruppen) unterstützt. Zugleich sollen die Betroffenen lernen, mit ihrer Energie hauszuhalten.

Bei Angststörungen steht bei der Behandlung die psychologische Psychotherapie im Vordergrund. Mithilfe der Verhaltenstherapie soll die Angst „verlernt“ werden – etwa mit der sog. Konfrontationstherapie, bei der die Betroffenen mit den Situationen konfrontiert werden, in der die Angst auftritt. Angstlösende Medikamente sowie Entspannungsverfahren und Bewegung können die Therapie im Bedarfsfall unterstützen.

Die Behandlung von kognitiven Störungen beruht zunächst darauf, mithilfe von Übungen (z. B. Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitstrainings) die beeinträchtigten Funktionen möglichst weitgehend wiederherzustellen. Ist das nicht möglich, kommen sog. Kompensationsstrategien zum Tragen, z. B. sich für bestimmte Verrichtungen mehr Zeit zu nehmen oder das Gedächtnis zu stützen, indem man sich Eselsbrücken baut. Ist klar, dass auch diese Strategien auf Dauer keinen Erfolg bringen, können Hilfsmittel eingesetzt werden. Das können z. B. Notizen sein, die dabei helfen, sich zu erinnern. Auch Entspannungsverfahren werden eingesetzt, um die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern.

Bei Schlafstörungen muss der Arzt zunächst die Ursache herausfinden, um die Störung angemessen zu behandeln. Kommt es z. B. aufgrund einer überaktiven Harnblase zu Durchschlafproblemen, sollte die Blasenstörung behandelt werden. Bei einem durch die MS verursachten Restless-Legs-Syndrom, das den Schlaf stört, oder bei Spastik kommen u. U. Medikamente zum Einsatz. Ist die Schlafstörung psychisch bedingt, kann eine psychotherapeutische Behandlung helfen; auch das Erlernen einer Entspannungsmethode erleichtert das Ein- oder Durchschlafen. Zugleich müssen die Betroffenen darüber in Kenntnis gesetzt werden, was den Schlaf ganz allgemein fördert und was ihn hemmt. So verstärken etwa koffeinhaltige Getränke vor dem Zubettgehen i. d. R. bestehende Schlafprobleme.

Quelle: Befund MS 3/2015

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