Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.
Im Verlauf der MS können u. U. Bewegungseinschränkungen auftreten, deretwegen die Betroffenen zeitweilig einen Rollstuhl benötigen. Ein Rollstuhl kann dazu beitragen, weiterhin ein eigenständiges Leben zu führen.
Um einen passenden Rollstuhl auszuwählen, sollten Betroffene sich folgende Fragen stellen: Wozu brauche ich den Rollstuhl vor allem? Zur Bewältigung längerer Strecken oder brauche ich ihn ständig? Wo benutze ich den Rollstuhl vorrangig (drinnen, draußen)? Wie stark ist meine Armkraft? Möchte ich den Rollstuhl auch zum Sport einsetzen? Muss ich den Rollstuhl selbstständig im Auto verstauen? Brauche ich eventuell einen Rollstuhl, in dem ich auch stehen kann (sog. Stehrollstuhl)? Dann sollte man sich fachkundig beraten lassen und verschiedene Rollstühle testen. Wer möchte, kann sich von einem erfahrenen Rollstuhlfahrer bei der Auswahl unterstützen lassen, sollte dabei jedoch stets bedenken, dass dieser vielleicht andere Anforderungen an seinen Rollstuhl stellt.
Standard- oder Leichtgewichtrollstühle sind i. d. R. nur für den kurzzeitigen Gebrauch geeignet. Sie sind oft schwer selbst zu fahren, weshalb sich einen Standardrollstuhl nur anschaffen sollte, wer ihn nur hin und wieder benötigt. Mit einem sog. Aktivrollstuhl sind Menschen mit ausreichender Armkraft und Koordination besser bedient. Bei Aktivrollstühlen lässt sich die Länge des Radstands anpassen, sodass sie entweder kippsicherer (bei längerem Radstand) oder wendiger (kürzerer Radstand) werden. Die Greifreifen von Aktivrollstühlen neigen sich nach außen. Das hat den Vorteil, dass sie sich leichter wenden lassen. Zu den Kriterien für den Rollstuhlkauf gehören zudem, dass ein Rollstuhl seinem Benutzer beim Fahren ein sicheres Gefühl gibt, der Rollstuhlfahrer bequem sitzt und der Rollstuhl sich leichtgängig fahren lässt. Zudem sollte er sich zusammenklappen lassen, vor allem, wenn man viel unterwegs ist.
Von MS Betroffene, die bereits wissen, dass sie mit dem Rollstuhl vielleicht Sport treiben wollen, sollten sich nach einem geeigneten Sportrollstuhl umschauen. Diese haben einen starren Rahmen, weshalb schnelle Wendungen und Kurvenfahren kein Problem darstellen. Allerdings ist die Rückenlehne meist kürzer, was auf Dauer unbequem sein kann. Bei Problemen mit der Armkoordination oder bei verringerter Armkraft ist ein Elektrorollstuhl die bessere Wahl.
Neben herkömmlichen Selbstfahrer- und Elektrorollstühlen gibt es manuell und elektrisch betriebene Rollstühle, bei denen sich der Sitz in eine aufrechte Position bringen lässt, sodass sein Benutzer mit Unterstützung meist in einem Winkel von um die 80 ° bis 85 ° stehen kann. Das bringt viele Vorteile mit sich: Die Organe werden entlastet, abwechselndes Sitzen und Stehen beugt Druckgeschwüren vor, die Atmung verbessert sich, die Muskulatur wird gestärkt. In Gesprächen mit anderen kann man aufstehen und auf Augenhöhe kommunizieren, man kann selbstständig Gegenstände von höheren Ablageflächen greifen (z. B. beim Einkauf), bei der Arbeit u. U. zeitweise stehende Tätigkeiten verrichten und ist insgesamt mobiler. Stehrollstühle ermöglichen auch Menschen eine aufrechte Haltung, die nicht mehr selbstständig stehen können. Haltegurte verhindern ein Herausfallen oder Herunterrutschen. Einige elektrisch betriebenen Stehrollstühle lassen sich auch im Stehen fahren.
Rollstühle sind Hilfsmittel, deren Kosten die gesetzlichen Krankenkassen bei Bedarf tragen die Zuzahlung von wenigstens fünf, höchstens zehn Euro wird fällig, wenn die Krankenkasse den beantragten Rollstuhl bewilligt. Wer einen Spezialrollstuhl (z. B. einen Stehrollstuhl) benötigt, muss dies aber meistens sehr genau begründen. Die Krankenkasse übernimmt die Mehrkosten i. d. R. nur, wenn medizinische Gründe die Wahl eines besonderen Modells erfordern.
Quelle: Befund MS 3/2015