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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Mit Fatigue leben

Etwa 90% aller Menschen mit MS kennen Fatigue – die bleierne Müdigkeit und Erschöpfung, bei der man sich kaum konzentrieren kann und nur noch wenig leistungsfähig ist. Der Deutschen Gesellschaft für Multiple Sklerose (DMSG) zufolge gehört Fatigue zu den mit der MS einhergehenden Beschwerden, die von den Betroffenen als besonders belastend empfunden werden.

Warum Fatigue so häufig bei MS auftritt, ist bislang nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass die Demyelinisierung der Nerven und das Immungeschehen im Zentralnervensystem eine Rolle spielen. Ein Medikament, das gegen die Fatigue wirksam hilft, gibt es bislang nicht. Doch es existieren zahlreiche Strategien, die dazu beitragen, leichter mit Fatigue zu leben.

Ist es wirklich Fatigue?

Bevor Menschen mit MS aber Strategien gegen Fatigue entwickeln, muss sicher sein, dass es sich bei ihren Beschwerden tatsächlich um Fatigue handelt. Denn es gibt zahlreiche andere körperliche und psychische Probleme, die sich als Fatigue tarnen können. Dazu gehört z. B. eine Depression. Auch bei einer Depression fühlt man sich antriebsarm, müde und erschöpft. Die Folgen von Schlafmangel oder Schlafstörungen wie der Schlafapnoe (Atemaussetzer während des Schlafs mit anschließendem kurzen Aufwachen) können ebenfalls der Fatigue ähneln. Genauso können Überanstrengung und anhaltender Stress zu fatigueähnlichen Symptomen führen. Andere Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, die mit Leistungsabfall und Müdigkeit einhergehen, müssen ebenfalls ausgeschlossen sein. Das Gleiche gilt für Nebenwirkungen von Medikamenten.

Wie Fatigue sich anfühlt

Nichtbetroffenen die Fatigue zu beschreiben, fällt vielen Menschen mit Fatigue schwer. Denn bei Fatigue handelt es sich nicht um eine normale Müdigkeit, die eintritt, nachdem man am Tag viel geleistet hat, sondern sie ist immer da. So ist z. B. meistens bereits das Aufstehen ein Kraftakt – und das, obwohl die Betroffenen gut und ausreichend lange geschlafen haben. Auch Kaffee oder andere Wachmacher schaffen es nicht, die Müdigkeit vollständig zu vertreiben. Auch nach einem Mittagsschlaf sind die Betroffenen nicht erholt, sondern müssen sich aufraffen, wieder aufzustehen. Tätigkeiten, die eine gewisse Konzentration erfordern, fallen schwer; manche Betroffenen berichten, sie würden sich ständig fühlen, als hätten sie die Nacht durchgemacht. Da auch körperliche Aktivitäten als sehr anstrengend empfunden werden, meiden manche Menschen mit Fatigue sie, was u. a. dazu führen kann, dass die Muskelmasse zurückgeht. Die Folge: Die Betroffenen fühlen sich nach körperlichen Anstrengungen noch erschöpfter als zuvor – ein Teufelskreis, der u. U. auch zur Entstehung einer Depression beitragen kann.

Medikamente wenig hilfreich

Ein Medikament, das gegen die Fatigue bei MS in jedem Fall wirkt, gibt es nicht. Hinzukommt: Die Mittel, die eingesetzt werden, dürfen in Deutschland nur im Einzelfall gegen die MS-bedingte Fatigue verordnet werden – sie werden „off label“ vom Arzt verschrieben. Zu den Wirkstoffen, die u. U. ein wenig Erleichterung verschaffen können, gehören Amantadin und der Modafinil, der zur Behandlung von Tagesmüdigkeit zum Einsatz kommt. Ende 2014 entdeckten israelische Forscher in einer Studie, dass Alfacalcidol, ein Stoff, der dem Vitamin D ähnelt, MS-Patienten mit Fatigue Erleichterung verschafft. Allerdings sind die Ergebnisse bislang noch nicht gesichert. Weitere Untersuchungen müssen erst noch folgen, um dieses Ergebnis zu bestätigen.

Energieräuber erkennen, Müdigkeitszeiten identifizieren

Sinnvoll ist es daher, Strategien zu entwickeln, mit Fatigue umzugehen. Dafür ist es wichtig, zunächst zu erkennen, welche Tätigkeiten Körper und Geist besonders erschöpfen bzw. zu welchen Zeiten man am leistungsfähigsten und wann am wenigsten aufnahmebereit ist. Es hat sich daher bewährt, über einen gewissen Zeitraum eine Art Tagebuch zu führen, in dem man alle Tätigkeiten notiert und diese anschließend auf einer Skala von eins bis fünf bewertet, als wie anstrengend man sie empfunden hat. Außerdem sollte man immer auch die Tageszeit dazuschreiben. Vielleicht stellt sich heraus, dass man direkt nach dem Aufstehen, zur Mittagszeit oder zu einem anderen Zeitpunkt regelmäßig besonders erschöpft ist, zu anderen Tageszeiten jedoch vergleichsweise belastbar ist.

Sind die Tätigkeiten oder Tageszeiten identifiziert, nach oder zu denen man sich besonders müde fühlt, gelingt es eher, sich von vornherein darauf einzustellen. Das bedeutet z. B., anstrengende Tätigkeiten zu Tageszeiten zu erledigen, zu denen man am ausgeruhtesten ist, und Pausen zu machen in Phasen, in denen sich regelmäßig Müdigkeit bemerkbar macht. Es kann auch bedeuten, zwischen zwei besonders Energie raubenden Tätigkeiten eine Arbeitsphase einzulegen, in der Routinearbeiten erledigt werden. Eine solche Tagesplanung trägt einerseits der Fatigue Rechnung, andererseits gibt sie auch das Gefühl zurück, das eigene Leben trotz Fatigue im Griff zu haben.

Bewegung, Bewegung, Bewegung

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Bewegung bei Fatigue positive Auswirkungen auf die Lebensqualität hat. Sich zu schonen hingegen führt dazu, dass man eher noch müder und erschöpfter wird. Natürlich bedeutet Sport und Bewegung für Menschen mit MS und Fatigue nicht zwingend das Gleiche wie für Menschen ohne MS. Sportprogramme und Trainingsstunden für Gesunde überfordern Menschen mit MS und Fatigue vielfach, weshalb Übungen und Trainingsdauer auf den Einzelnen abgestimmt werden müssen. Sinnvoll kann es z. B. sein, ein Sportprogramm gemeinsam mit einem Physiotherapeuten zu entwickeln, anschließend langsam mit dem Training anzufangen und die Dauer und Intensität der Übungen allmählich zu steigern. Die Übungen müssen selbstverständlich zu den körperlichen Fähigkeiten und dem jeweiligen Leistungsvermögen passen. Wichtig ist aber auch, dass das Bewegungsprogramm Spaß macht. Denn ohne Spaß bleibt man nicht lange dabei, selbst wenn man einsieht, wie sinnvoll es wäre zu trainieren.

Wichtig dabei ist, mehrmals die Woche Sport zu treiben – und sei es nur für jeweils 15 Minuten oder eine halbe Stunde. Anfangs sind die meisten von Fatigue Betroffenen zwar nach dem Training zunächst erschöpfter als sonst, doch nach und nach stellt sich ein Trainingseffekt ein, der sich oft auch auf andere Bereiche auswirkt.

Quelle: Befund MS 2/2015

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