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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

MS bei Frauen

MS ist eine Erkrankung, von der zu etwa 70 Prozent Frauen betroffen sind. Frauen sind zwar oft jünger als Männer, wenn sie die Diagnose MS erhalten, allerdings zögern sie nach dem Auftreten der ersten Symptome häufig den Besuch bei der Ärztin/beim Arzt hinaus, weil sie häufig so eingespannt in den Job und das Familienleben sind, dass für sie und ihre eigenen Belange nur wenig Zeit bleibt.

Das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2017, die sich mit den sozioökonomischen Auswirkungen von MS auf Frauen befasst hat. Eine verspätete Diagnose hat zur Folge, dass sich auch die verlaufsmodifizierende MS-Therapie hinauszögert.

MS wirkt sich bei Frauen oft stärker als bei Männern auf die Familienplanung aus. Frauen, die sich Kinder gewünscht haben, verzichten nach der Diagnose eher auf eine Familiengründung aus Furcht, den Anforderungen eines Familienlebens mit der Krankheit nicht gewachsen zu sein.

Auch der Pflege von Familienangehörigen können 69 Prozent der Frauen mit MS eingeschränkt nachkommen. Das belastet viele betroffene Frauen – insbesondere, wenn sie sich nicht länger in der Lage fühlen, ihre Kinder angemessen zu betreuen.

Auswirkungen hat MS bei Frauen auch auf die Beschäftigung und Beteiligung am Erwerbsleben. So verzichten einige Betroffene eher auf einen beruflichen Aufstieg, weil sie befürchten, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein, wenn die Krankheit fortschreitet. Als Folge haben sie oft ein geringeres Erwerbseinkommen, auch im Vergleich zu Männern mit MS, was sich wiederum auf die Höhe ihrer späteren Altersbezüge auswirkt.

Die Studie, die Frauen aus mehreren europäischen Ländern befragte, schätzt, dass Frauen ohne MS ein wöchentliches Arbeitseinkommen von 475 Euro erzielen, mit von MS sank es auf 351 Euro. 38 Prozent der befragten Frauen konnten aufgrund der Erkrankung keiner Beschäftigung mehr nachgehen. Zu den Symptomen, die an MS erkrankte Frauen in ihrer Erwerbsfähigkeit einschränkten, gehörten vor allem Fatigue, Schmerzen, Schlafstörungen und Bewegungseinschränkungen.

Viele Frauen mit MS wünschen sich eine bessere Aufklärung der Öffentlichkeit über MS, ihre Symptome und deren Auswirkungen. Einige fühlen sich ausgegrenzt, weil andere nur schwer verstehen, welche Schwierigkeiten MS und die damit verbundenen Beschwerden in verschiedenen Lebensbereichen hervorruft. Mehr Verständnis und Unterstützung im Berufsleben und Alltag gehören ebenfalls zu den meistgenannten Wünschen von Frauen mit MS.

MS und Frauengesundheit

Viele Frauen berichten, dass sie während ihrer Menstruation stärkere Beschwerden haben. Vor allem Fatigue und depressive Verstimmungen verstärken sich rund um die Regelblutung. Einer der Gründe: Während der Menstruation erhöht sich die Körpertemperatur, wodurch sich MS-Symptome verstärken können. Auch können MS-Medikamente den Menstruationszyklus beeinflussen. Interferon-beta beispielsweise kann Zwischenblutungen verursachen. Bei Unregelmäßigkeiten mit der Menstruation sollte daher immer auch der die MS behandelnde Arzt informiert werden.

MS und Libido

Häufig wird bei Frauen die Libido durch MS in Mitleidenschaft gezogen. Der Grund: Die sexuelle Erregung wird durch Nerven hervorgerufen, die bei MS beeinträchtigt sein können. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein zu experimentieren, welche Arten von körperlicher Stimulation sexuelle Erregung verschaffen. Häufig schämen sich Frauen, etwa wenn MS körperliche Beeinträchtigungen zur Folge hat. Die wiederum haben oft auch Auswirkungen auf die Sexualität: Betroffene können den Sex nicht mehr genießen, weil sie sich nicht attraktiv fühlen und sich auch nicht vorstellen können, dass der Partner sie anziehend findet. Daneben beeinträchtigen Probleme wie Blasenstörungen die Sexualität oft ebenfalls. Aus Angst vor einem unwillkürlichen Urinabgang beispielsweise ziehen sich viele Frauen zurück.

MS und Partnerschaft

Die Beziehung zum Partner verändert sich in vielen Fällen durch MS. Eine Befragung von MS-Patienten ergab, dass 19% der Frauen eine Veränderung in der Partnerschaft durch MS erleben. Eine Studie aus dem Jahr 2017, die die sozioökonomischen Veränderungen durch MS betrachtete, zeigte, dass sich nach der Diagnose MS rund 40% der Frauen von ihrem Partner trennten bzw. umgekehrt. 88% der getrennt lebenden Frauen gaben an, dass die MS bei der Trennung eine bedeutende Rolle gespielt habe.

Einer der Gründe: Da Frauen in jüngerem Alter mit MS diagnostiziert werden als Männer fühlen sich ihre Partner zum Zeitpunkt der Diagnose oft noch nicht in der Lage, sich angemessen um eine Partnerin mit einer chronischen Krankheit zu kümmern. Das wiederum führt zu Problemen in der Partnerschaft. Genauso sind viele Frauen mit MS im Laufe der Krankheit von einer Depression betroffen, was Druck auf die Partnerschaft ausübt, ebenso wie o. g. sexuelle Probleme, die MS nach sich ziehen kann.

MS und Schwangerschaft

Viele junge Frauen, die noch keine oder vielleicht nur ein Kind haben, wenn sie die Diagnose erhalten, überlegen, ob sie trotz MS schwanger werden wollen. 31% der Frauen, so die Studie zu den sozioökonomischen Auswirkungen der MS, entscheiden sich, kein Kind oder weniger Kinder als geplant zu haben. Insbesondere Beschwerden wie Fatigue und Schmerzen haben einen Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen Kinder. Zudem befürchten viele Frauen, sich wegen MS nicht genug um die Kinder und die Familie insgesamt kümmern zu können, und entscheiden sich gegen eine Schwangerschaft.

Einfluss auf die Psyche

Gut 12% der Frauen, die für die sozioökonomische Studie befragt wurden, waren als Folge der MS von Depressionen betroffen. Vor allem die Ungewissheit, wie sich die Krankheit entwickelt, die Angst vor einer Behinderung, die Trauer, vielleicht nie Kinder haben zu können, oder nicht so beruflich voranzukommen wie geplant, sind Ursache für die Depression. Die psychischen Veränderungen durch MS führen nicht nur zu Problemen in der Beziehung und der Familie, sondern rufen auch Schwierigkeiten am Arbeitsplatz hervor.

Soziale Folgen

Frauen, die wegen der MS körperliche Beeinträchtigungen aufweisen, werden in der Regel stärker ausgegrenzt als Männer mit den gleichen Behinderungen. Etwa 50% der Frauen mit schubförmiger MS fühlen sich durch andere diskriminiert, insbesondere am Arbeitsplatz, und zwei Drittel aller berufstätigen Frauen geben an, dass MS ihr Berufsleben beeinträchtigt hat. Von diesen zwei Dritteln wiederum schieden 38% wegen MS aus dem Berufsleben aus. Im Mittel arbeiten Frauen mit MS zehn Jahre weniger als andere Frauen. Das wiederum führt dazu, dass Frauen mit MS durchschnittlich 6.400 Euro im Jahr wegen ihrer Krankheit verlieren. Ihre Renten fallen dementsprechend geringer aus.

Quellen:
Befund MS 4/2021
Befund MS 41/2019

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