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Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Das Zentralnervensystem (ZNS) des Menschen ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig.

Multiple Sklerose
© iStock - Stadtratte

Schmerzen bei MS

Schmerzen bei MS gehören zu den häufigen Beschwerden bei MS. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) geht davon aus, dass ca. 80% aller MS-Patienten im Verlauf ihrer Krankheit von Schmerzen betroffen sind. Manchmal sind Schmerzen die Folge von Beschwerden (z. B. Spastik), die durch die Nervenschädigungen ausgelöst werden. In einem großen Teil der Fälle sind es jedoch nicht die Symptome der MS, die Schmerzen hervorrufen, sondern die Schmerzen treten direkt infolge von Nervenschädigungen auf. Diese Schmerzen nennen Mediziner neurogene Schmerzen, manchmal sprechen sie auch von neuropathischen Schmerzen.

Neurogene Schmerzen können sich ganz unterschiedlich äußern. Bei einem Teil der Betroffenen sind sie nahezu ständig vorhanden und von großer Intensität. Sie können jedoch auch, ähnlich einem elektrischen Impuls, in den Körper einschießen, i. d. R. in Arme und Beine. Diese plötzlich auftretenden, oft heftigen Schmerzen, die sich im gesamten betroffenen Bereich ausbreiten können, werden mit dem medizinischen Fachbegriff als paroxysmale Schmerzen bezeichnet. Zu den bekanntesten paroxysmalen Schmerzen gehört das sog. Lhermitte-Zeichen: Beugen die Betroffenen den Kopf nach vorn, kommt es zu Schmerzen im Nackenbereich, die sich über den Rumpf in Arme und Beine ausbreiten können – wie ein Kribbeln, das irgendwo anfängt und sich anschließend ausbreitet. Auch eine Trigeminusneuralgie, also starke Gesichtsschmerzen im Bereich des Trigeminusnervs, können durch die Nervenschädigungen bei MS entstehen. Unabhängig davon, um welche Art oder Form von Schmerzen es sich handelt: Schmerzen bei MS können die Lebensqualität stark beeinträchtigen, vor allem wenn sie über einen längeren Zeitraum andauern.

Wann Schmerzen auftreten und wodurch sie sich verschlimmern

Paroxysmale Schmerzen brauchen oft nur kleine Auslöser. Das kann eine Berührung eines anderen Menschen sein, aber auch ein Luftzug oder der Wechsel vom Warmen ins Kalte. Als Folge versuchen die Betroffenen die Auslöser zu meiden, doch das ist in den wenigsten Fällen komplett möglich. Dauerhafte Schmerzen hingegen haben meist keinen Auslöser, sie sind jedoch oft nachts besonders stark. Doch auch Temperaturänderungen oder körperliche bzw. psychische Belastungen können dazu beitragen, dass sich die Intensität der Schmerzen verstärkt. Ein Meiden der Auslöser ist meistens nicht möglich.

Das Schmerzprotokoll – ein wichtiges Hilfsmittel

Menschen mit MS, die von Schmerzen betroffen sind, sollten sich genau notieren, wann ihre Schmerzen auftreten, in welchen Situationen sie zurückgehen bzw. sich verschlimmern, wann sie schmerzfrei sind, welche Auslöser es für die Schmerzen gegeben hat. Das Ganze nennt sich Schmerzprotokoll und erleichtert es dem behandelnden Arzt, die Schmerzen besser einzuordnen und ihren Ursprung auszumachen. In einem Schmerzprotokoll sollten Betroffene auch verzeichnen, zu welcher Tageszeit die Schmerzen auftreten, ob es Möglichkeiten gab, sie zu lindern, und um welche Maßnahmen es sich dabei gehandelt hat. Alles sollte notiert werden – auch Punkte, die im ersten Moment unwichtig scheinen, können u. U. Aufschluss über den Ursprung der Schmerzen geben. Selbstverständlich gehört auch dazu, zu notieren, wann welche Medikamente genommen werden und welchen Einfluss diese auf die Schmerzen haben.

Was tun?

Bei lang anhaltenden bzw. sehr starken Schmerzen kann es sinnvoll sein, einen Schmerztherapeuten zurate zu ziehen. Denn Mediziner mit einer Zusatzausbildung im Bereich Schmerztherapie sind auf die Behandlung von Schmerzen spezialisiert und i. d. R. besser in der Lage, die Schmerzen und ihren Ursprung einzuschätzen. Zudem kennen sie medikamentöse wie nicht-medikamentöse Therapieformen. Doch auch, wenn kein Schmerztherapeut zurate gezogen wurde, sollte so bald wie möglich eine Schmerztherapie eingeleitet werden, damit sich kein Schmerzgedächtnis entwickelt, d. h., damit die Schmerzen sich nicht verselbstständigen.

Die medikamentöse Behandlung

Um neurogene Schmerzen zu lindern, wird meist medikamentös in den Neurotransmitter-Haushalt eingegriffen. Neurotransmitter sind Botenstoffe, die Informationen zwischen den Nervenzellen weiterleiten. Als Medikamente werden daher u. U. Antidepressiva verordnet, die genau diese Aufgabe übernehmen. Auch Opioide können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden – abhängig davon, wie stark die Schmerzen sind. Medikamente, die eine krampflösende Wirkung zeigen, helfen ebenfalls manchen von Schmerzen Betroffenen.

Nicht-medikamentöse Behandlung

Auch die nicht-medikamentöse Behandlung spielt bei Schmerzen eine große Rolle. So lindern in manchen Fällen Wärme oder Kälte Schmerzen. Das Gleiche gilt für die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS), bei der mithilfe elektrischer Impulse (z. B. Reizstrom) gegen die Schmerzen vorgegangen wird. In manchen Fällen helfen auch Massagen oder aber gezielte physiotherapeutische Übungen.

Als besonders hilfreich haben sich auch Entspannungsmethoden erwiesen. Mithilfe der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga, autogenem Training oder Meditationsverfahren gelingt es oft, Schmerzen besser in den Griff zu bekommen. Auch hilft jede Form der Ablenkung dabei, nicht im Schmerz zu „versinken“. Denn wer sich ständig nur auf die Schmerzen konzentriert, dessen Schmerzen verschlimmern sich häufig. Die Betroffenen sollten daher (wenn möglich) trotz Schmerzen versuchen, den gewohnten Tätigkeiten und Hobbys nachzugehen. Daneben kann es sinnvoll sein, sich mit anderen ebenfalls von MS Betroffenen zu treffen und auszutauschen, z. B. in einer Selbsthilfegruppe. Dort bekommen Betroffene zudem weitere Tipps, wie sie gegen Schmerzen vorgehen können.

Bei bestimmten neurogenen Schmerzen (etwa einer Trigeminusneuralgie) gibt es, sofern alle anderen Behandlungsmethoden fehlschlagen, operative Therapiemöglichkeiten.

Quelle: Befund MS 1/2016

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